Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) – Wissenswertes & Erfahrungsberichte

gestationsdiabetes schwangerschaftsdiabetes Titel: Frau misst Blutzuckerwert
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Nele Hillebrandt

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1. Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Als Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes bezeichnet man eine Diabetes, das in der Schwangerschaft zum ersten Mal auftritt. Diese Form von Diabetes verschwindet normalerweise nach der Geburt, allerdings besteht bei Folgeschwangerschaften ein erhöhtes Risiko erneut Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln. Diabetes ist die häufigste Stoffwechselstörung während der Schwangerschaft und nimmt weltweit an Häufigkeit zu. In den westlichen Industrieländern sind ca. 5 – 20 % aller Schwangeren betroffen.

1.2 Risikogruppen, die ein erhöhtes Risiko haben

Grundsätzlich kann jede Frau aufgrund des veränderten Stoffwechsels in der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln. Es gibt jedoch Risikogruppen, die deutlich häufiger betroffen sind:

  • Frauen, die vor der Schwangerschaft einen Body-Maß-Index (BMI) von über 27 (Adipositas) hatten
  • Frauen, die direkte Verwandte haben, die an Diabetes leiden
  • Frauen, die zuvor ein Kind mit einem Geburtsgewicht von über 4500 g geboren haben
  • Frauen, die Totgeburten hatten
  • Frauen, die in früheren Schwangerschaften Feten mit schweren angeborenen Fehlbildungen hatten
  • Frauen mit Abortneigung
  • Frauen, die in früheren Schwangerschaften Schwangerschaftsdiabetes hatten

2. Wie entsteht eine Schwangerschaftsdiabetes?

Während der Schwangerschaft unterliegt der Körper der Frau starken hormonellen Veränderungen. Diese wirken sich auch auf den Stoffwechsel aus und in der Frühschwangerschaft führen sie zu einer Erniedrigung des Nüchternblutglukosespiegels. Glukose ist der Hauptstoff für den Stoffwechsel von Gebärmutter und Fetus und der Bedarf steigt in der 2. Schwangerschaftshälfte stark an. Um genügend Glukose bereit zu stellen, aktiviert der Körper der Mutter einen „Glukosesparmechanismus“: Im mütterlichen Gewebe wird der Glukoseverbrauch gehemmt und die Glukoneogenese in der Leber gefördert. Verschiedene Stoffe, die in der Schwangerschaft vermehrt produziert werden, sorgen zudem für eine erhöhte Insulinresistenz. Normalerweise wird dies durch eine erhöhte Insulinausschüttung kompensiert.

Bei Schwangerschaftsdiabetes handelt es sich meist um einen Insulinresistenzdiabetes, der nicht mehr kompensiert werden kann. Selten handelt es sich um einen Typ-1-Diabetes, der erst in der Schwangerschaft erkannt wird.

3. Wie wird es erkannt?

Bis zu 30 % der betroffenen Frauen gehören keiner Risikogruppe an und entwickeln dennoch während der Schwangerschaft einen Diabetes. Darum wird empfohlen, dass alle Frauen am Diabetes-Screening teilnehmen.

3.1 Schwangerschaftsdiabetes-Test: Der Orale Glukosetoleranztest (OGT)

Dieser Test sollte in der 24. bis 27. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden, da in diesem Zeitraum der Insulinbedarf der Schwangeren am höchsten ist. Für den Test wird zunächst der Nüchternblutzucker bestimmt, dann werden 75 g Glukose in 300 ml Wasser aufgelöst und von der Schwangeren eingenommen. Im Anschluss wird der Blutzuckerspiegel nach 60 und 120 Minuten bestimmt.

3.2 Schwangerschaftsdiabetes Werte

Bei zwei erhöhten Werten bzw. einem erhöhten Nüchternblutzucker gilt der Gestationsdiabetes als gesichert.

4. Was kann man dagegen tun?

Wenn ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegt, sollte dieser auf jeden Fall behandelt werden. Bei leichten Fällen kann eine Ernährungsumstellung ausreichend sein, bei einer sehr ausgeprägten Form kann das Spritzen von Insulin notwendig werden. Die genaue Vorgehensweise wird die Schwangere mit einem Spezialisten, einem Diabetologen, besprechen. Für das Wohl von Mutter und Kind ist es wichtig, dass die Vorgaben strikt eingehalten werden.

Um den Diabetes richtig zu behandeln, ist es zunächst vor allem wichtig, dass die Blutzuckerwerte regelmäßig bestimmt werden. Hierzu erhält die Schwangere ein Blutzuckermessgerät und genaue Anweisungen. Es ist wichtig, dass die Messungen genau so durchgeführt werden, wie vom Arzt erläutert (d. h. die Abstände zur letzten / nächsten Mahlzeit sollten exakt eingehalten werden), damit die Werte auch verlässlich sind.

4.1 Ernährungsumstellung: Was essen?

Wenn der Diabetes nur schwach ausgeprägt ist, kann eine Ernährungsumstellung ausreichend sein. In diesem Fall wird die Schwangere vom Arzt genaue Anweisungen erhalten, was während der Zeit der Schwangerschaft verzehrt werden darf und worauf verzichtet werden sollte. In der Regel sollten Speisen mit einem hohen Zuckergehalt oder „schnellen“ Kohlehydraten (Weißmehl etc.) vermieden werden.

4.2 Medikamente

Handelt es sich um eine schwerere Form von Diabetes, kann es notwendig sein Insulin zu spritzen, um den Blutzuckerwert richtig einzustellen. In diesem Fall wird die Schwangere ausführlich von ihrem Diabetologen beraten und erhält genaue Anweisungen zur Injizierung des Insulins. Tabletten, die den Blutzuckerspiegel regulieren, sind für Schwangere nicht zugelassen.

5. Folgen für das Kind

Unerkannt und unbehandelt erhöht eine diabetische Stoffwechsellage das Risiko für bestimmte Komplikationen:

  • erhöhte Rate an Aborten und Frühgeburten
  • dreifach erhöhtes Risiko für Fehlbildungen (diabetische Embryopathie*)
  • Makrosomie: sehr große, dicke Kinder (aufgrund des hohen Zuckerangebots)
  • Unreife des Kindes bei der Geburt kann zum Atemnotsyndrom führen, da Insulin die Surfactant-Bildung hemmt
  • Unterzuckerung nach der Geburt
  • Erhöhte Sterblichkeit der Kinder im Mutterleib
  • Plazentainsuffizienz, Mangelversorgung des Kindes
  • Erkrankung an Diabetes im weiteren Leben

*Kennzeichen für eine diabetische Embryopathie sind vor allem Neuralrohrdefekte, kardiovaskuläre Fehlbildungen und das kaudale Regressionssyndrom (teile der unteren Körperhälfte fehlen oder sind unvollständig entwickelt).

6. Schwangerschaftsdiabetes und Geburt

Die veränderten Stoffwechselvorgänge und ihre Folgen können bei einem Schwangerschaftsdiabetes zu einer Neigung zum vorzeitigen Blasensprung, Wehenschwäche bei Uterusüberdehnung oder Lageanomalien der Kinder und Nabelschnurvorfällen führen.

Wenn das Kind ein hohes Geburtsgewicht hat, kann dies außerdem problematisch für den Geburtsverlauf sein. Wenn Rumpf, Kopf und Nacken des Kindes größer sind, kann dies dazu führen, dass die Schultern nicht gut durch den Geburtskanal passen. Es kann auch ein Missverhältnis zwischen dem kindlichen Kopfumfang und dem mütterlichen Becken entstehen, was eine operative Geburt (Kaiserschnitt, Dammschnitt, Zangen- oder Saugglockengeburt) notwendig machen kann.

7. Erfahrungsberichte von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes

7.1 Victoria

„Bei mir wurde Gestationsdiabetes diagnostiziert. Der kleine Zuckertest war unauffällig, bei einem Krankenhausaufenthalt gegen Ende der Schwangerschaft, hatte ich dann aber Zucker im Urin. Jetzt habe ich nochmal den großen Zuckertest machen müssen. Der Wert nach 120 Minuten war dabei 1 Punkt über dem Grenzwert.

Ich musste zur Diabetologin, Ernährungsberatung und erst mal eine Woche Zuckerkontrolle (3x täglich messen). Der Nüchtern-Wert war immer okay. Die Werte nach dem Essen waren dann je nach Mahlzeit mal minimal zu hoch (z.B.: Kartoffelpüree etc.)

Ich hab also auf meine Ernährung geachtet (so in Richtung Paleo, da das grundsätzlich die Ernährung ist, die ich für richtig halte; also kaum Getreide und kein „industrieller“ Zucker) und hatte in der ersten Kontrollwoche 2x zu hohe Werte (Kartoffelpüree und Reis).

Beim Diabetologen waren dann alle überrascht, dass die Werte doch so gut sind. Was mich und meinen Mann sehr verwundert hat, immerhin hatte ich beim Test ja jetzt nicht den mega Zuckerwert. Schlussendlich musste ich mit jedem Termin immer weniger Zucker messen, da fast alle meine Werte immer gepasst haben. Erst alle 2 Tage, dann nur noch 2x die Woche.

Am Ende meiner Schwangerschaft haben dann sowohl meine Gyn als auch die Diabetologin mehr oder weniger angedeutet, dass ich nie so „richtigen Diabetes“ hatte, aber Vorsicht eben besser als Nachsicht sei.

Ich hab dann trotzdem so weiter gemacht, weil es mir damit gut ging, bzw. so gegessen wie es meinen Vorstellungen von gesunder Ernährung entspricht und die Werte waren immer top. Das hatte dann immerhin den positiven Effekt, dass ich die Kilos, die ich durch viel naschen in der Stressphase unnötigerweise drauf bekommen hab, automatisch wieder verloren habe. Obwohl ich nie hungerte (ist ja auch nicht gut in der Schwangerschaft).“

7.2 Lydia

„Ich hatte Gestationsdiabetes, konnte es von den Werten her aber mit der Nahrung gut in Griff bekommen. Allerdings war meine Kleine dann die letzten zwei Monate unproportional (Durchmesser von Brust und Kopf), deswegen musste ich dann noch Insulin spritzen und es wurde am Entbindungstermin eingeleitet.

Letztendlich wurde mein Kind per Kaiserschnitt geboren, mir ging es aber damit gut. Mein Kind kam mit 57 cm und 3960 g zur Welt und danach war alles normal.“

7.3 Bianca

„Ich selber habe einen Gestationsdiabetes entwickelt, der innerhalb von 3 Wochen so massiv wurde, dass ich neben Diät 4x täglich Insulin spritzen musste. Es ist dabei ganz normal, dass sich Einheiten bis zur 30.ten Woche täglich erhöhen können (Wachstum des Kindes, mehr Gewicht, noch weniger Insulin) und dann stagniert es bzw. wird rückläufig.

Ich musste nüchtern messen, aufgrund des Wertes die Einheiten berechnen und dann Insulin Spritzen. Dies so ca. 15 Minuten vor dem Essen. Im Anschluss 1 oder 2 Stunden nach dem Essen Blutzucker kontrollieren um zu sehen, ob das Insulin gereicht hat. Vor dem Zubettgehen musste ich ein Langzeitinsulin spritzen. Hier musste ich den aktuellen Zuckerwert messen und mit dem Nüchternwert vom Frühstück einschätzen, wie viele Einheiten Langzeitinsulin ich brauche, damit der Nüchternwert am nächsten Morgen im Normbereich liegt.“

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