Interview zum Thema BLW (Baby Led Weaning): Beikost mit Spaßfaktor

Die Hand eines Kindes auf einem Obstteller zeigt den unterhaltsamen Aspekt von BLW-Mahlzeiten (Baby Led Weaning).
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Nele Hillebrandt

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Bei uns steht momentan die „Beikost-Einführung“ an. Klassisch gibt es zum Beikost-Start ja Brei, dafür haben wir den 4-in-1 Babynahrungszubereiter von Philips (Affiliate-Link), den ich wirklich toll finde (Bericht dazu folgt auch in Kürze, versprochen!) und der das Breikochen ungemein erleichtert. Trotzdem finde ich, dass das Baby auch gerne mal was anderes bekommen darf. Ich habe also mal geschaut, was es für Alternativen zu Brei gibt und schnell stößt man da auf BLW. Aber was ist das eigentlich genau und wie läuft das ab? Eine liebe Blogger-Kollegin hat sich die Zeit genommen die wichtigsten Punkte für euch zusammenzufassen. Vielen Dank dafür Johanna!

Was ist BLW, wofür steht die Abkürzung?

BLW steht für Baby Led Weaning. Dieser englische Begriff (Übersetzung: Vom Baby gesteuerte Entwöhnung von der Milchnahrung) meint die Einführung von Beikost, ohne dass die Eltern Brei füttern oder anders in die Essensaufnahme des Babys eingreifen. Dem Baby werden ab Beikostreife zusätzlich zur Milchnahrung feste Lebensmittel angeboten. Wann und wie viel es davon isst, wird dem Kind überlassen – Hauptnahrungsmittel ist und bleibt die Milch.

Wie funktioniert das genau?

Bei der Beikosteinführung mit Baby Led Weaning beobachten die Eltern die Beikostreifezeichen ihres Babys. Wenn diese erfüllt sind, bieten sie ihrem Kind das erste Mal Nahrung abseits von Milch an. Allerdings wird diese nicht auf dem Löffel und als Brei püriert dargereicht, sondern als Fingerfood, d.h. in mundgerechten Stückchen, die das Baby selbst mit der Hand greifen kann.

Ziel ist es nicht, wie mit Brei, nach und nach ganze Mahlzeiten zu ersetzen. Vielmehr wird zu jeder Mahlzeit nach wie vor gestillt. Erst, wenn das Baby bzw. Kleinkind von sich aus mehr feste und weniger flüssige Nahrung zu sich nimmt, reduziert sich die Stillmahlzeit nach und nach, bis die Milch irgendwann ganz wegfällt. Bis das Baby überhaupt nennenswerte Mengen zu sich nimmt, kann es viele Monate dauern.

Was muss man dabei beachten?

Viel muss man dabei eigentlich nicht beachten. Die Nahrungsmittel bzw. Gerichte sollten lediglich kindgerecht sein, d.h.

  • Salzarm
  • Frei von Zucker, Konservierungsstoffen und Geschmacksverstärkern
  • Nicht zu heiß
  • Keine gefährlichen Lebensmittel, z.B. ganze Nüsse oder rohen Honig enthalten

Wichtig ist, dass zumindest ein Teil des Gerichtes gut mit den Händen zu greifen ist. Denn mit etwa 6 Monaten, wenn die meisten Babys anfangen, zu essen, können sie noch nicht mit Besteck umgehen. Grundlage für BLW ist aber, dass Babys selbstbestimmt essen dürfen, d.h. die Eltern sitzen nicht mit dem Löffel daneben und bestimmen Tempo, Art und Menge dessen, was ihr Baby isst.

Welches Essen eignet sich für BLW?

Für BLW eignet sich jedes Essen, das die o.g. Kriterien erfüllt. Das heißt, man kann genauso gut mit einer gekochten Kartoffel anfangen, wie mit Sushi oder Spaghetti Napoli.

Funktioniert das auch, wenn das Baby noch keine Zähne hat?

Zum Essen brauchen Babys nicht unbedingt Zähne. Selbst Breibabys fangen mit etwa 1 Jahr an, richtige Nahrung zu essen. Nicht alle haben in diesem Alter schon mehr als ein paar Schneidezähne – und zum Zerkleinern der Nahrung benötigt man Backenzähne. Solange die Nahrung nicht allzu zu hart ist (z.B. ungekochte Karotte), lernen Babys schnell, diese mit den Kieferknochen zu zerquetschen und im Mund herumzuschieben, bis sie klein genug ist.

Ist das nicht gefährlich für mein Baby (Stichwort Verschlucken, Ersticken)?

Das ist der größte Irrtum, der über das Babyled Weaning Prinzip existiert: Die Angst, dass man sein Kind dadurch der Gefahr des Erstickens aussetzen würde. Die Wahrheit ist, dass jeder Mensch in jedem Alter ersticken kann. Für Babys ist es wichtig, irgendwann zu lernen, wie sie das Verschlucken vermeiden. Und wie jede Art des Lernens funktioniert das nur, wenn sie die Möglichkeit zum Üben bekommen. Sie müssen üben, den Nahrungsbrei mit der Zunge zurecht zu schieben und nur dann weit nach hinten in die Speiseröhre zu lassen, wenn der Speisebrei klein genug ist.

Der Unterschied diesbezüglich zwischen BLW und Brei ist also vor allem der Zeitpunkt, wann ein Kind das lernt. Die Physiologie des menschlichen Säuglings spricht dafür, dass ein früherer Zeitpunkt sich dafür besser eignet. Dafür muss ich etwas ausholen:

Jeder Mensch hat im Rachenraum einen Punkt, an dem ein Würgereiz ausgelöst wird, wenn er durch feste Nahrung (oder andere Gegenstände) stimuliert wird. Wenn das Würgen nicht reicht, wird Erbrechen ausgelöst. Dieser Reflex schützt den Menschen in vielen Fällen vor dem Ersticken. Bei Säuglingen liegt der Punkt, an dem der Würgereflex ausgelöst wird, sehr weit vorne im Mundraum. Das bedeutet, auch an einer Stelle, an der noch kein Ersticken droht, würgt das Baby und befördert den Speisebrei aus dem Mund. Dadurch ist das Essen lernen mit einem relativ geringen Risiko verbunden, sieht allerdings für Unwissende sehr gefährlich aus.

Im Laufe der Lebensmonate wandert der Reflexpunkt immer weiter nach hinten. Das heißt konkret, dass ein 6 Monate altes Baby schon viel früher würgt, als ein 1-jähriges Kind. Das Risiko, beim Essen lernen zu ersticken, ist für ungeübte ältere Kinder daher höher als für Babys. Trotzdem sieht es so aus, als würde ein Baby sich häufiger Verschlucken und dadurch gefährdeter sein.

Was tun im Notfall?

Wichtig ist daher für BLW-Eltern, den Unterschied zwischen Würgen und Ersticken zu kennen. Wenn ein Kind Hustet, Würgt oder sich übergibt, ist alles in Ordnung. Das ist Teil des Lernprozesses und bedeutet nicht, dass es in Gefahr ist. Wenn ein Baby allerdings mehrere Sekunden nicht mehr atmet oder gar blau anläuft, ist schnelles Handeln gefragt. Das gilt übrigens genauso für Breikinder, denn auch diese Kinder können sich an kleinen Stückchen im Brei oder anderen kleinen Gegenständen schnell Verschlucken. Wenn beim Schlucken etwas statt in die Speiseröhre in die Luftröhre gelangt ist (das Baby sich also verschluckt hat), kannst Du zunächst versuchen, die Nahrung oder den blockierenden Gegenstand durch Klopfen zu entfernen. Dazu legst Du Dein Kind am besten auf deinen Schoß, sodass der Kopf weiter unten ist, als der Rest des Körpers. Dann klopfst Du mit Schwung von unten zwischen die Schulterblätter. Wenn sich dadurch nichts löst, hilft nur noch der sog. Heimlich-Handgriff. Dabei nimmst Du Dein Kind vor Deinen Bauch, mit dem Rücken zu dir. Du legst Deine Arme um seinen Brustkorb und drückst mit beiden Händen auf Höhe der Lungen sehr ruckartig und kräftig zusammen. Auf diese Weise wird die Restluft aus den Lungen gedrückt und hoffentlich die Blockade entfernt. Parallel sollte, wenn möglich, eine zweite Person den Rettungsdienst rufen.

Heißt BLW, dass mein Baby gar keinen Brei bekommt?

BLW schließt breiartige Lebensmittel keinesfalls aus. Streng genommen bedeutet es aber, dass Du Dein Baby nicht fütterst. Wenn Du ihm also Brei anbieten möchtest, dann nur unter der Bedingung, dass es diesen selbst bzw. selbstbestimmt essen darf. Eine „saubere“ Lösung sind da wiederbefüllbare Quetschbeutel. Auf diese Weise kann Dein Baby selbst bestimmen, ob und wie viel Brei es zu sich nehmen möchte.

Was sind Vorteile von BLW / was eventuell auch Nachteile?

Nachteile gibt es kaum. In einigen Entwicklungsphasen des Kindes bedeutet BLW, dass beim Essen mehr Sauerei entsteht und manchmal muss man sich als Elternteil anderen gegenüber rechtfertigen bzw. erklären.

Vorteile gibt es dafür zahlreiche: Durch das spielerische Erkunden von Nahrungsmitteln können Kinder ein gesundes Verhältnis zum Essen aufbauen. Sie dürfen Nahrungsmittel in ihrer ursprünglichen Konsistenz und Geschmack kennenlernen und selbst entscheiden, was ihnen schmeckt und was nicht. Sie lernen von Anfang an, auf ihr Sättigungsgefühl zu hören, weil sie selbst bestimmen, wie viel und wie schnell sie essen. Für die Eltern entfällt das Kaufen oder Kochen sowie das Aufwärmen von Brei. Sie müssen das Baby nicht gesondert füttern, bevor sie selbst essen, sondern es kann am Familientisch teilnehmen. Von Anfang an. Auch die motorische Entwicklung wird durch das Greifen und Zum-Mund-Führen von Nahrung gefördert.

Für wen eignet sich BLW?

Alle gesunden Kinder können sich mit BLW ernähren.

Ich stille nicht, kann ich trotzdem BLW machen?

Natürlich können auch Kinder, die Flaschenmilch bekommen, mit BLW an die Beikost herangeführt werden. Voraussetzung ist wie beim Stillen, dass die Hauptnahrung so lange die PRE- oder Folgemilch bleibt, bis das Kind von sich aus weniger davon zu sich nimmt und sie durch feste Nahrung ersetzt.

Quellen:

  • Rapley, Gill: Baby-led Weaning – das Grundlagen-Buch. Der stressfreie Beikostweg.
  • Ribbeck, Janko von: Schnelle Hilfe für Kinder. Notfallmedizin für Eltern.

Zum Weiterlesen:

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