Vitaminpräparate in der Schwangerschaft: Zu viel ist zu viel!

Vitaminpräparate in der Schwangerschaft
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Nele Hillebrandt

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Wenn man schwanger ist, gibt es plötzlich einige Dinge mehr zu beachten: Bestimmte Lebensmittel sollte man lieber vermeiden, auf der anderen Seite steigt der Bedarf an Nährstoffen und Vitaminen. Hersteller von Vitaminpräparaten versprechen, dass man diesen Bedarf ganz einfach decken kann, wenn man nur eine ihrer Tabletten am Tag nimmt. Was genau in den Tabletten drin ist und wie wertvoll diese Zusätze sind ist jedoch umstritten.

Ökotest: fast alle Vitaminpräparate mangelhaft oder ungenügend

Der Test von Ökotest stammt zwar aus dem Jahre 2016 (Mai) sollte aber dennoch aktuell sein. In diesem werden 18 Vitaminpräparate und 5 Eisenpräparate für Schwangere getestet. Das Ergebnis ist ernüchtern, wenn nicht schockierend: Bei den Vitaminpräparaten schafft nur ein Präparat ein ausreichend, zwei erhalten ein mangelhaft und alle weiteren schneiden nur mit ungenügend ab. Bei den Eisenpräparaten sieht es zumindest ein bisschen besser aus, ein gut findet man hier aber auch nicht. Das beste Produkt schafft ein befriedigend, zwei erhalten ein ausreichend und das Schlusslicht bilden zwei Präparate mit einem mangelhaft.

Insgesamt wird empfohlen keine Kombi-Vitaminpräparate zu nehmen, sondern auf eine ausgewogene Ernährung zu setzen. Und einzelne Nährstoffe zusätzlich zu nehmen, wenn der Arzt dies empfiehlt.

Mittlerweile gibt es einen neuen Test (Anfang 2017). Das Fazit auch hier: Präparate für Schwangere bauen häufig auf das Prinzip „Viel hilft viel“. Doch die meisten Zutaten sind überflüssig, manche gar bedenklich. Kein einziges Produkt im Test ist uneingeschränkt zu empfehlen.

Warum schneiden die Produkte so schlecht ab?

Das Problem an Nahrungsergänzungsmitteln ist, dass diese nicht reglementiert werden. Im Grunde kann jeder sich Zuhause hinstellen, etwas zusammen mischen und es dann als „Nahrungsergänzungsmittel“ verkaufen. Dies liegt daran, dass diese Mittel keine Arzneien sind, sondern einfache Lebensmittel.

Das Problem daran?

Bei vielen Vitaminen weiß man gar nicht, welche Folgen es haben kann, wenn diese langfristig in zu hohen Dosen aufgenommen werden. Die Präparate werden oft nach dem Motto „je mehr desto besser“ hergestellt und enthalten viele Vitamine schon in Konzentrationen, die eine komplette Tagesdosis abdeckt. Vergessen wird dann dabei, dass wir ja zusätzlich noch Nahrung zu uns nehmen und mit dieser weitere Vitamine.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung sagt dazu:

Eine zu hohe Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen kann nachteilige Wirkungen für die Gesundheit haben. Diese Gefahr rechtfertigt es, sichere Höchstmengen für die in Nahrungsergänzungsmitteln enthaltenen Stoffe festzulegen. Verbindliche Höchstmengen für Nährstoffe oder sonstige Stoffe mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung in Nahrungsergänzungsmitteln existieren derzeit weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene. Eine EU-weite Regelung über gültige Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe ist in Vorbereitung.

Das Geschäft mit den Vitaminen

Wahnsinnig attraktiv sind Nahrungsergänzungsmittel für Hersteller, da diese sehr günstig in der Herstellung sind und die Verbraucher dafür unglaublich viel Geld ausgeben. Die Gewinnspanne ist hier so hoch wie in kaum einem anderen Bereich.

Eine sehr interessante Doku zu dem Thema gibt es hier:

Nahrungsergänzungsmittel: nützlich oder sogar gefährlich? | SWR Doku

Es geht zwar nicht explizit um Vitaminpräparate für Schwangere, sie ist aber dennoch sehr interessant und informativ.

Hier wird auch explizit nachgefragt: „Wer kann und darf solche Produkte auf den Markt bringen?“ Die (erschreckende) Antwort: „Solche Produkte kann eigentlich jeder auf den Markt bringen.“

Welche Nährstoffe sollte man zusätzlich zu sich nehmen

Lediglich zwei Nährstoffe sollten in der Schwangerschaft zusätzlich zu sich genommen werden: Folsäure und Jod.

Folsäure

In Deutschland leiden viele Menschen an einem Folsäure-Mangel. In der Schwangerschaft ist dieser Stoff jedoch besonders wichtig, da er dafür sorgt, das Risiko für einen Neuralrohrdefekt beim Baby zu senken. Das Neuralrohr wird schon drei bis vier Wochen nach der Befruchtung verschlossen, weshalb empfohlen wird Folsäure schon in der Kinderwunschzeit zu sich zu nehmen. Empfohlen wird eine Dosis von 400 Mikrogramm (µg).

Jod

Auch ein Jod-Mangel kann beim Kind zu einer Behinderung führen. Empfohlen wird hier eine Dosis von 100 bis 150 Mikrogramm (µg).

Andere Nährstoffe sollte man nur bei nachgewiesenem Bedarf zu sich nehmen und dabei immer auf Präparate zurückgreifen, die nur den jeweiligen Mangel beheben und nicht noch weitere zusätzliche Vitamine enthalten.

Fazit

Vitaminpräparate für Schwangere sind in der Regel nicht notwendig. Während einer Schwangerschaft wird in Deutschland regelmäßig untersucht, ob ein bestimmter Mangel vorliegen. Sollte dies der Fall sein, wird dein Arzt dich darüber informieren und dir ein bestimmtes Präparat empfehlen. Sollte dein Arzt dir ein Kombi-Präparat empfehlen, ist es durchaus in Ordnung zu fragen, ob es nicht ein einfaches Präparat gibt.

Vorsorglich sollte man, abgesehen von Folsäure und Jod, kein Vitaminpräparat nehmen.

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