Meine Kaiserschnitt-Erfahrung – Eine OP machte mich zur Mama, doch ich fühlte mich nicht wie eine

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Sarah Goldberg

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Auf die Geburt meines Sohnes habe ich mich sehr gefreut, es war meine erste und bisher einzige Schwangerschaft und natürlich stand ich dem Ereignis der Geburt auch nervös entgegen. Trotzdem wollte ich auf jeden Fall natürlich Entbinden, ein Kaiserschnitt kam für mich zu keinem Zeitpunkt in Frage.

Ich wollte keinen Kaiserschnitt

In der Nacht vom 12. auf den 13. Februar 2017 wachte ich morgens um 4 Uhr auf, weil ich dachte ich hätte ein wenig ins Bett gemacht. Ich empfand dies als normal, ich war inzwischen in der SSW 37 +4 und dachte mir, dass es schon mal sein kann das die Blase etwas ausläuft, da durch das inzwischen große Baby ja mehr Druck auf ihr lastet, ich zog mir also frische Unterwäsche an und legte mich wieder hin.

Gegen 7 Uhr wachte ich wieder auf und sah dieses mal, da es inzwischen etwas heller geworden war, dass ich nicht gepinkelt hatte sondern blutete. Also rief ich um 8 Uhr bei meiner Frauenärztin an, welche mich dann direkt ans Krankenhaus verwies. Die Diensthabende Hebamme sagte mir, ich soll zur Kontrolle vorbei kommen. Da mein Partner noch unterwegs war, ging ich erstmal duschen und packte meine Kliniktasche zu ende. Ich dachte, ich wäre super vorbereitet, hatte Snacks und meine Thermoskanne mit Himbeerblättertee für den Kreissaal dabei. Ich war aufgeregt und freute mich dass das Abenteuer Geburt nun begann.

Im Krankenhaus angekommen wurde ich von der Hebamme schon erwartet, erstmal ans EKG angeschlossen und untersucht. Die Herztöne meines Babys waren ruhig und entspannt. Wo das Blut herkam konnte sich die Hebamme nicht erklären. Also wurde ich vom Chefarzt per vaginalem Ultraschall untersucht. Nach kurzer Untersuchung schaute er mich ernst an. Er sagte mir, dass das Blut von der Plazenta kommt und diese beginnt sich zu lösen, was zu einem Sauerstoffengpass bei meinem Baby führen kann, weshalb er mir einen sofortigen Kaiserschnitt empfahlt.

Für mich brach eine Welt zusammen, unter Tränen las ich mir den Info-Bogen zum Thema Kaiserschnitt durch.

Kein Not- sondern ein dringender Kaiserschnitt

Zusammen mit meinem Partner beschloss ich den Kaiserschnitt machen zu lassen. Als wir dem Arzt unsere Entscheidung mitteilten, fragte ich ihn wann ich mein Baby dann zusehen bekomme und er sagte mir, dass ich es wie nach einer natürlichen Geburt, wenn alles gut läuft, direkt zum kennenlernen und auch ersten Andocken noch im OP an die Brust gelegt bekomme. Diese Aussage war für mich ein Lichtblick. Trotzdem war ich unheimlich nervös. Ich hatte Angst und vor allem wollte ich das so doch nicht.
Ich wollte nicht dass mein Baby einfach rausgeholt wird.
Der Arzt wies uns dann noch darauf hin, dass es sich um keinen Not-Kaiserschnitt sondern um einen dringenden Kaiserschnitt handelt, was für uns natürlicher sicherer war, da sich das OP-Team mit mehr Ruhe auf den Eingriff vorbereiten konnte.

Kurze Zeit später kam auch schon der Anästhesist und informierte mich über die geplante Narkose.
Gefühlt ein paar Minuten später ging es auch schon los und ich wurde vom Kreissaal, weg von meinem Partner, in Richtung OP geschoben.

Jetzt war ich alleine.

Im OP angekommen fühlte ich mich so schrecklich, hilflos und einsam. Die herumwuselnden OP Assistenten sprachen über private Dinge, lachten und scherrten sich nicht um mich (natürlich nicht, für sie ist so eine OP ja Alltag). Ich aber fand es einfach nur schlimm, lag da und war den Tränen nahe.

Dann kam der Anästhesist und ich wurde per Spinalanästhesie betäubt. Die Hebamme hielt mich fest im Arm während der Spritze. Das Gefühl danach kann ich nur als angenehm beschreiben – es war eine mollige Wärme die von meinem Rücken abwärts bis in die Fussspitzen strömte.

Die Betäubung wirkte schnell, also konnte es los gehen. Mein Kreislauf hatte mit der Betäubung ordentlich zu kämpfen, mir wurde schwummerig und ich hörte die Hebamme sagen, dass der Arzt noch warten solle, da mein Partner noch gar nicht mit in den OP geholt wurde. Dann kam er und hielt meine Hand. Endlich! Ein vertrautes Gesicht in dieser kalten, unschönen Umgebung.

Da ich wirklich sehr benommen war, bekam ich von dem ganzen Rest gar nicht viel mit. Ich habe bei der OP viel Blut verloren, weshalb ich mein Baby nicht direkt im Arm halten durfte. Mein Sohn wurde um 14:31 Uhr mit 3400 g und 50cm Körperlänge auf die Welt geholt. Die Hebamme ist mit meinem Baby und meinem Partner direkt raus gegangen um dem kleinen etwas anzuziehen, danach kamen sie für ein erstes schnelles kennenlernen und ein Foto kurz wieder zurück. Dann waren sie weg. Und ich lag alleine da, verwundert aber zu schwach und zu verwirrt um Fragen zu stellen.

Mein Zeitgefühl hatte ich durch die Narkose völlig verloren, nachdem alles vernäht war, wurde ich in den Aufwachraum gebracht, dort lag ich dann und wartete darauf endlich zu meinem Baby gebracht zu werden. Gegen 16 Uhr war es dann soweit und ich wurde endlich in das Zimmer geschoben wo mein Kind und sein Papa schon sehnsüchtig auf mich warteten. Ich freute mich meinen Sohn nun endlich in die Arme nehmen zu dürfen und er freute sich nun endlich etwas zu essen zu bekommen.
Zu unserem Glück klappte das erste andocken ohne Probleme.
Auch mit dem Zimmer hatten wir Glück, ich hatte in der ersten Nacht keine Zimmernachbarin, so dass mein Partner die Nacht bei uns im Krankenhaus verbringen durfte.

Die Zeit nach dem Kaiserschnitt

Mit Schmerzen nach der Geburt hatte ich wenig zu tun. Die Schmerzmittel habe ich bereits im Krankenhaus nicht mehr nehmen müssen. Mein Kreislauf machte mir ein paar Probleme aber ich kam schnnell wieder auf die Beine. Nach drei Tagen im Krankenhaus lies ich mich auf eigene Verantwortung entlassen. Da ich, zum Glück, eine tolle Hebamme hatte die für die Nachsorge zu mir nach Hause kam, konnte ich dies guten Gewissens tun. Meine Narbe ist wunderbar verheilt und hat mir keinerlei Probleme gemacht.

Mehr zu kämpfen hatte ich mit meinen Gefühlen. Denn ich fühlte mich nicht wie eine Mama. Ich hatte und habe nicht das Gefühl mein Kind selber auf die Welt gebracht zu haben – habe ich ja auch nicht. Ich kann nicht einmal sagen wie sich Wehen anfühlen. Ich hatte keine einzige Wehe.

Die Frauen unter euch die eine natürliche Entbindung hatten, vielleicht mit komplikationen oder viele Stunden mit Wehen verbracht haben, könnten sich jetzt denken, dass ich froh darüber sein kann dies nicht erlebt zu haben. Dass mir Stunden unter Schmerzen erspart geblieben sind und dass ich mich freuen kann nicht zu wissen wie sich Wehen anfühlen. Viele Frauen haben mir das gesagt. Auch die Hebammen im Krankenhaus sagten mir alle, dass ich mich nicht schlecht fühlen brauche. Dass ich Mutter bin, genauso wie jede andere Mutter und meinem Kind sein Leben geschenkt habe.

Aber ich fühle mich schlecht. Ich hätte diese Erfahrung so gerne gemacht und ohne es zu kennen, fehlt es mir sehr, das Gefühl einer natürlichen Geburt.
Das Gefühl mein Kind mit eigenen Kräften auf die Welt gebracht zu haben.

Trotzdem bin ich sehr dankbar dafür wie alles abgelaufen ist, dass die OP gut verlaufen ist, die Ärzte ihre Arbeit gut gemacht haben, mein Sohn gesund auf die Welt gekommen ist. Dass es uns beiden gut geht.
Und für all das Glück das in dieser Zeit auf unserer Seite war.

Eine weitere Kaiserschnitt-Erfahrung, die deutlich positiver ist, findet ihr übrigens bei Denise vom Blog bloggermumofthreeboys, schaut doch mal vorbei 🙂

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