Wenn Mamas nicht stillen – Von Vorurteilen, echten Geschichten und Hintergründen

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Nele Hillebrandt

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Du willst nicht stillen? Dann bist du eine schlechte Mama!

So, oder so ähnlich wird es einem oft vermittelt. Doch wer hat eigentlich das Recht so hart über andere zu urteilen? Woher kommt diese Annahme? Und was ist, wenn man zwar stillen will aber verschiedene Gründe dagegen sprechen? Ist man dann trotzdem eine schlechte Mama?

Nicht stillen? Keine leichte Entscheidung

Die Entscheidung nicht zu stillen, ist für die allermeisten Mamas keine, die sie leichtfertig treffen. Jede Mama macht sich Gedanken und Sorgen, überlegt, was für sie und ihre Familie das beste ist und entscheidet dann nach bestem Wissen und Gewissen.

Und ja, auch wenn sie sich dazu entscheidet nicht zu stillen, kann das für genau diese Familie das beste sein.

Ich bin keine Still-Gegnerin.
Ich bin aber eine Momshaming-Gegnerin.

Und wenn unsere Still-Liebe darin mündet, dass Mamas, die nicht stillen wollen oder können verurteilt werden, dann ist es wichtig, dass wir erkennen, dass das der falsche Weg ist.

Die Still-Dauer sagt nichts darüber aus, ob du eine gute Mama bist.

Von einem Extrem ins Andere

Auch wenn uns manchmal etwas anderes vermittelt wird: Überall auf der Welt war es schon lange üblich, dass Babys nicht nur gestillt sondern auch mit anderer Nahrung gefüttert wurde. In München lag die Stillquote zum Beispiel zwischen 1861 und 1886 unter 20 Prozent. Wie lange und ob gestillt wurde, war oft reginal sehr unterschiedlich und hing vor allem damit zusammen, dass Frauen wertvolle Arbeitskräfte waren, die man nicht entbehren konnte.

Problematisch war daran jedoch, dass die Babys mit Nahrung gefüttert wurden, die für sie eigentlich ungeeignet war. Es wurde teilweise Kuhmilch gefüttert, die oft nicht genügend sterilisert war, teilweise aber auch direkt ein flüssiger Brei aus Getreide mit Wasser oder Milch.

Viele dieser Säuglinge starben – deutlich mehr als in vergleichbaren Gruppen von gestillten Säuglingen.

Erste Fortschritte

Erst Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten industriellen Säuglingsnahrungen auf den Markt – die jedoch noch nicht wirklich auf die Bedürfnisse von kleines Babys angepasst waren. Trotzdem stellte dies einen ersten großen Fortschritt da, da Nahrung nun deutlich hygienischer war und so das Risiko für die gefütterten Kinder stark sank.

Erst in der Nachkriegszeit wurde daran gearbeitet die Milchnahrung immer weiter an die Muttermilch anzupassen, was wiederum in der Werbung genutzt wurde, um den Müttern eine Milch zu versprechen, die „humanisiert“ oder „adaptiert“ sei.

Seit einigen Jahren steht jedoch fest, dass die heutige Säuglingsnahrung zwar hygienisch einwandfrei ist, die Muttermilch in Zusammensetzung und gesundheitsfördernden Eigenschaften deutlich überlegen bleibt.

Werbung für das Stillen

Und mit diesen Erkenntnissen beginnen große Kampagnen um Mütter vom Stillen zu überzeugen. „Breast ist best“, „every ounce counts“ und „babys are born to be breastfeed“ sind dabei Slogans, die bald auch auf Social Media rauf und runter gebetet werden.

Und was an sich eine gute und sehr berechtigte Sache ist und unsere Babys schützen und ihre Gesundheit fördern soll, schlägt langsam um in Propaganda und Indoktrination.

Indoktrination
ist eine besonders vehemente, keinen Widerspruch und keine Diskussion zulassende Belehrung. Dies geschieht durch gezielte Manipulation von Menschen durch gesteuerte Auswahl von Informationen, um ideologische Absichten durchzusetzen oder Kritik auszuschalten.

Mütter, die nicht stillen (egal, aus welchen Gründen) werden verurteilt. Sie würden ihrem Kind das beste vorenthalten.

Eine Diskussion auf Augenhöhe ist nicht möglich, weil die, die Stillen das absolute Totschlagargument haben: „Es ist das beste für unsere Kinder.“

Mama als Märtyrer

Stillen ist nicht immer einfach. Es kann schmerzen. Wunde Brustwarzen, Milchstaus und Krämpfe in den Milchgängen können vorkommen. Doch wer eine gute Mutter ist, der erträgt das alles (und noch mehr!) mit einem Lächeln auf dem Gesicht und stillt sein Kind weiterhin.

Es scheint manchmal fast, als wäre es ein Wettbewerb unter Müttern: Wer opfert sich am meisten auf? Wer erträgt seinem Kind zuliebe am meisten Schmerz?

Und wer sich diesem Wettbewerb entzieht, lieber die Flasche gibt, eben weil es schmerzt, der hat eh verloren. Der hat sich einfach nicht genug bemüht. Und keine Hilfe gesucht (oder eben nicht die richtige).

Eure Geschichten

Auf Insta habe ich nach Mamas gesucht, die nicht stillen konnten oder wollten. Die Bilder oder Geschichten mit mir und euch teilen mögen. Einige dieser Geschichten möchte ich euch hier gerne erzählen.

Es sind Geschichten, die mir Tränen in die Augen treiben. Weil diese Mamas so viel durchgemacht haben. Das beste für ihre Kinder wollen. Und von fremden Personen verurteilt werden. Egal ob du stillst oder nicht stillst, vielleicht helfen dir diese Geschichten. Dabei nicht zu schnell zu verurteilen. Dabei deinen eigenen Weg zu gehen ohne dich schlecht zu fühlen.

Stillen ist toll. Ich selber hatte einen holperigen Start und am Ende war es das beste, was uns passieren konnte. Ich finde es toll, wenn eine Mama, die eigentlich nicht stillen möchte es zumindest probiert. Aber am Ende ist es die Entscheidung jeder einzelnen Mama. Und es ist nicht an uns diese Entscheidung zu verurteilen.

Das Stillen klappt nicht

Laura

Es ist spät. Ich bin unglaublich erschöpft und müde. Zum zehnten Mal in dieser Stunde lege ich mein neugeborenes Baby an. Versuche ihn irgendwie an die Brust zu bekommen, damit er endlich etwas trinkt. Tränen laufen mir übers Gesicht. Mein Baby brüllt aus voller Kehle. Ich weiß, dass er hungrig ist. Seit vier Tagen kämpfen wir ums Stillen. Seit vier Tagen lege ich ihn teilweise alle 5 Minuten an. Seit vier Tagen weiß ich, was es heißt wirklich verzweifelt zu sein.

Ich hatte es mir alles so schön vorgestellt. Stillen sollte doch einfach sein. Das natürlichste der Welt. Es ist das beste für unsere kleinen Babys. Und das beste für uns Mamas. Es ist praktisch. Und hygienisch.

Doch bei uns ist es ein einziges Drama.

Es klopf an der Tür und die Nachtschwester kommt herein. In der Hand hält sie eine Flasche. Sie schaut mich mitfühlend an und sagt mir, was ich selber auch fühle. Dass wir den Druck rausnehmen müssen. Dass mein Kind Nahrung braucht und ich etwas Ruhe.

Ich nehme die Flasche. Bin unentschlossen. Es fühlt sich an wie aufgeben. Als wäre ich nicht stark genug. Nicht gut genug.

Ich gebe meinem Sohn die Flasche dennoch. Weil ich einfach nicht mehr kann. Weil er nicht mehr kann.

Er trinkt.
Und trinkt.
Und trinkt.

Und auf einmal ist es still. Mein Sohn ist friedlich eingeschlummert. Er liegt in meinen Armen, atmet ruhig und sieht so unglaublich zufrieden aus. Und bei mir brechen alle Dämme. All die Verzweiflung, die Angst, die Schuldgefühle überwältigen mich förmlich. Ich weine und weine und weine.

In dieser Nacht – der ersten, in der mein Sohn länger als zwei Stunden am Stück schläft, kann ich das erste Mal seit der Geburt etwas ausruhen. Die Schwestern bringen mir später noch eine Flasche und ich füttere meinen Sohn damit ohne ihn zuvor anzulegen.

Am nächsten Morgen fühle ich mich hundeelend und gleichzeitig befreit. Ich sehe, wie gut es meinem Kind geht und fühle mich so schlecht, weil ich es einfach nicht geschafft habe.

Stillen ist doch der heilige Gral der Mutterschaft.

Und ich bin einfach unfähig.

Ich weiß, dass ich von anderen (Müttern) verurteilt werde. Dass viele denken, dass ich es einfach nicht genug wollte. Dass ich nicht stark genug war. Und lange Zeit habe ich das auch gedacht. Mich schlecht und ungenügend gefühlt.

Doch mittlerweile frage ich mich, wer eigentlich das Recht hat so hart über mich zu urteilen. Und vor allem: WARUM Mütter in punkto Stillen so hart verurteilt werden.

Weil es das beste für das Kind ist?

Klar ist es das. Aber das sind viele andere Dinge auch, die ebenso wenig von allen umgesetzt werden.

Und ehrlich gesagt finde ich es ziemlich anmaßend von einer Mama dafür verureilt zu werden, die ihr Kind auf dem Spielplatz ständig anschreit und ihm droht Spielzeug wegzuschmeißen, wenn es nicht auf sie hört…

Ich bin nicht perfekt.

Wahrlich nicht.

Aber genauso wenig perfekt sind Mütter nur weil sie stillen.

Wir alle haben Fehler.
Wir alle machen Fehler.

Und anstatt uns gegenseitig zu verurteilen und uns über andere zu erheben, sollten wir uns doch einfach viel öfter anlächeln und die schlechten Gedanken beiseite schieben.

Cindy

Ich hatte drei Jahre vor der Geburt eine OP, weil ich große (zum Glück gutartige) Tumore in beiden Brüsten hatte. Diese wurden entfernt.

Während der Schwangerschaft hat sich wieder einer gebildet und in der Stillzeit hat sich (vermutlich auch durch die OP) die Milch darin eingekapselt und konnte nicht abfließen. Das musste spätestens alle zwei Wochen mit einer Spritze abgezogen werden, weil die Milch zu gerinnen drohte.

Nach mehreren Monaten haben wir mit Hebamme und Frauenärztin entschieden lieber abzustillen, da das jedes Mal ohne Betäubung war (das Betäubungsmittel wäre auch in die Milch übergegangen und niemand konnte mir so richtig sagen, wie lange es dauert, bis das wieder abgebaut ist und ob es schädlich für meinen Sohn wäre) und auch immer ein Infektionsrisiko für mich und meinen Sohn brachte. Ab da gab’s dann PRE-Nahrung und mein Kleiner hat das super vertragen.

Vivian (_vivi.os_)

Im Krankenhaus haben wir versucht meinen Sohn öfter anzulegen, auch mit Stillhütchen, leider hat es nicht funktioniert. Er konnte einfach nichts saugen und hat nur geweint und geschrien vor Hunger. Nach drei Tagen habe ich dann gefragt, ob sie ihm nicht mal ein kleines Fläschchen machen können, damit er wenigsten mal etwas zu sich nimmt. Das hat super geklappt und er war friedlich.

Ich wollte weiter versuchen zu stillen aber meine Brustwarzen waren so kaputt und blutig, das tat sehr doll weh und mein Sohn hat es wieder nicht geschafft und nur genuckelt. Als wäre es für ihn nur zur Beruhigung aber nicht um zu essen.

Ich habe es immer und immer wieder versucht, bis ich irgendwann sehr verzweifelt war und ihm lieber die Flasche gegeben habe. Nach der Flasche war er sofort ruhig und viel zufriedener.

Am Ende habe ich entschieden bei der Flasche zu bleiben und mich nicht weiter zu stressen, da es so ja wunderbar funktioniert. Ich wurde von den Schwestern zwar doof angeguckt, weil ich das Stillen somit ablehnte aber das war mir egal! Hauptsache mein Sohn nimmt so etwas zu sich.

Bei der U3 wurde bei unserem Sohn dann ein Herzfehler festgestellt. Der Kardiologe sagte mir daraufhin, dass das Stillen für unseren Sohn viel schwerer sei, als für gesunde Kinder und wahrscheinlich deswegen nicht geklappt hat. Als mir das gesagt wurde, wusste ich, dass ich im Krankenhaus die richtige Entscheidung getroffen habe.

Es ist nicht (wie viele denken) eine Entscheidung, weil man als Mama nicht möchte oder keine Lust drauf hat! Das ist völliger Quatsch. Ich hätte liebend gerne gestillt aber leider ging es nicht und ich bin als Mama dankbar, dass es das Fläschchen gibt. Mit vielen verschiedenen Lochgrößen und verschiedenen Aufsätzen und Marken – so kann man herausfinden, womit das Baby am besten trinken kann.

Tina (Pfirsichmama)

Für mich stand fest, dass ich stillen möchte. Also habe ich mir ein stillfreundliches Krankenhaus gesucht und eine Hebamme, die auch Stillberaterin war. Dann ging es los und alles war ganz anders als gedacht.

Es wurde ein Notfallkaiserschnitt und da mein Kind so fertig war und nur geschlafen hat, wurden wir in eine andere Klink verlegt und er kam auf die Intensivstation. In diesem Krankenhaus lag ich auf einer gynäkologischen Station. Da hieß es nun ich müsse alle vier Stunden abpumpen. Das tat ich und er bekam die Flasche mit Pre.

Keiner hat mir gezeigt, wie man anlegt oder sonst was. Na gut, ab nach Hause.

Meine tolle Hebamme hat wirklich alles versucht aber der Kleine wollte einfach nicht an die Brust. Letztendlich meinte meine Hebamme, dass Stillen Spaß machen und schön sein soll, aber für uns sei es nur Stress. Also habe ich weiter gepumpt.

Ich habe das in unseren Alltag integriert und es geht ganz gut. Ich pumpe jetzt fast 10 Monate, nicht mehr alle vier Stunden, sondern nur drei Mal am Tag aber ich hatte so manche Tage, wo ich nicht mehr wollte. Aber Augen zu und durch!

Ich hatte leider viele Milchstaus und das richtig doll. Habe auch einige Pumpen ausprobiert, bis ich eine gute gefunden habe, die die Pumpe aus der Apotheke ersetzen konnte (bei mir war das die Ardo von Calypo). Außerdem kann ich jeder Mama, die abpumpt ein spezielles Bustier dafür empfehlen, so hat man beide Hände frei beim Pumpen.

Aileen

Ich wollte sehr gerne stillen aber mein Körper hat nicht genug Milch produziert und sie war „saugfaul“, sodass mir im Krankenhaus empfohlen wurde, ich solle mal die Flasche versuchen. Das haben wir gemacht und es hat super geklappt und die Hebamme im Krankenhaus meinte dann dass es besser ist die Flasche zu geben, da mein Körper wohl auch nicht sehr viel weitere Milch produzieren wird und sie so oder so überwiegend von der Flasche trinken muss. Somit habe ich mich dann für die Flasche entschieden.

Natürlich war ich am Anfang sehr traurig aber im Endeffekt ist sie jetzt fünf Wochen alt und sie wächst und gedeiht und ich sehe das positive an der Sache: Mein Mann kann nachts auch aufstehen, die Omas können sie auch mal über Nacht nehmen und wenn wir unterwegs sind, geht das mit der Flasche auch super.

Manuela

Mini bekommt die Flasche, weil er seit der Geburt einen hohen Gaumen hat und deshalb den nötigen Druck zum Saugen nicht aufbauen kann. Desweiteren war er aufgrund eines echten Nabelschnurknoten unterversorgt und kam einen Tag vor ET mit gerade einmal 2450 g zur Welt. Kinderarzt und Hebamme haben gemeinsam mit mir entschieden, dass es das beste ist, wenn Mini aus der Flasche trinkt, da man dann auch sieht, wie viel er zu sich nimmt.

Katharina

Wir geben unseren Babys die Flasche, da es nicht anders geht.

Dass unsere Zwillinge überhaupt auf der Welt sind, ist laut Ärzten eine kleine Sensation. Denn da ich 2015 mit 27 Jahren an Brustkrebs erkrankt bin und viel Chemotherapie bekommen musste, war eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege fast ausgeschlossen.

Zudem musste ich mir als krönenden Abschluss für die ganze Tortur meine Brüste entfernen lassen – somit ist Stillen anatomisch einfach nicht mehr möglich. Daher haben wir keine andere Wahl als unseren Babys die Flasche zu geben.

Ich musste mir leider schon das ein oder andere Kommentar bezüglich des Fläschchens anhören- Wenn ich dann sage, warum ich nicht stillen kann, gucken die Leute meist beschämt zu Boden… zu recht!

Gerade weil es so unterschiedliche Gründe gibt nicht zu stillen – und alle sind absolut berechtigt! – wünsche ich mir mehr Akzeptanz.

Ich möchte nicht stillen

Lara

Ich habe es zwei Wochen probiert und trotz super Hebamme und Beratung habe ich mich einfach nicht wohl gefühlt.

Ich fand es furchtbar und musste bereits weinen, bevor mein Sohn seinen Hunger geäußert hat. Das hat uns beiden nicht gut getan. Deshalb habe ich von einen auf den anderen Tag abgestillt und alle waren glücklich. Ich habe viel Gegenwind erhalten, jedoch nie etwas darauf gegeben. Nicht stillende Mütter lieben ihre Kinder nicht weniger.

Hanna

Ich habe die Flasche gegeben, weil es von Anfang an ein Kampf war ihn anzulegen beim Stillen und keine Hebamme mir je richtig geholfen hat mit unseren Problemen und meinen Ängsten. Mir wurde immer nur gesagt „Ach, Sie machen das schon! Das wird sich einpendeln!“.

Nach zwei Wochen wollte ich einfach nicht mehr. Emil hat jedes Mal wenn ich ihn anlegen wollte nur noch gebrüllt und die Brust gar nicht mehr genommen. Also habe ich die Flasche gegeben.

Richtig Milch hatte ich auch nicht. Ich habe dann noch versucht für ihn abzupumpen und ihm abgepumpte Milch aus der Flasche zu geben aber nach zwei Tagen war es vorbei und es kam gar keine Milch mehr.

Rabea

Bei mir persönlich stand es von Anfang an fest, dass ich es mir nicht vorstellen kann mein Kind immer und überall zu stillen. Während der Schwangerschaft habe ich dann doch hin und her überlegt weil mir auch viele reinreden wollten. Dann bin ich zu meiner Mama (5 Kinder). Sie hat die erste gestillt und dann nicht mehr, weil sie solche Schmerzen und Entzündungen bei der ersten hatte. Sie meinte, ich soll auf mein Herz und mein Bauchgefühl hören. Ich soll die Geburt abwarten und vielleicht kommt alles ja ganz anders als man denkt.

Mein erster Sohn kam nach 12 Stunden und abfallenden Herztönen per Kaiserschnitt auf die Welt. Er bekam keinen Sauerstoff mehr, weil sich die Nabelschnur um seinen Hals gelegt hatte. Nach dem Kaiserschnitt kam die Hebamme und fragte mich, wie es mit Stillen wäre und da war es wieder so, dass ich mich total unwohl fühlte. Sie bat mich, es dennoch zu versuchen und dem Kind zumindest die erste Milch auf den Weg zu geben.

Gesagt, getan. Aber was soll ich sagen: Wir versuchten Paul anzulegen und der kleine Mann hat der Mama wohl angemerkt, dass sie sich nicht wohl fühlte, also wollte er nicht. Er drehte seinen Kopf weg und ließ sich nicht darauf ein. Somit hat unser kleiner Mann mir die Entscheidung abgenommen.

Im Nachhinein war es für mich so toll. So durfte auch der Papa seinen kleinen Mann das erste mal füttern, während Mama sich ausgeruht hat.

Meine Einstellung hat sich auch bei Nummer zwei nicht geändert.

Paul wird im April drei Jahre alt und Luke ist im Dezember ein Jahr geworden. Sie sind beide super entwickelt und selten krank. Ich glaube, jede Mama muss das für sich entscheiden und sich damit wohlfühlen, dann ist es die richtige Entscheidung, egal ob gestillt oder Flaschenkind.

Du bist dir unsicher?

Wenn man sich nicht sicher ist, ob man stillen möchte oder nicht, dann würde ich prinzipiell empfehlen zunächst gar keine Entscheidung zu treffen, die Geburt abzuwarten und dann einfach das Kind anzulegen.

Abstillen kann man dann jederzeit aber vielleicht ist das Stillen ja gar nicht so schlimm, wie man es sich vorstellt. Ein toller Nebeneffekt dabei: Das Kind bekommt das Kollostrum (die erste Milch, die noch vor dem eigentlichen Milcheinschuss produziert wird). Diese Milch gibt deinem Kind einen besonderen Immunbooster und ist darum sehr wertvoll.

Solltest du merken, dass das Stillen wirklich gar nichts für euch ist, dann kannst du im Grunde jederzeit abstillen. Deine Hebamme oder auch eine Krankenschwester im Krankenhaus kann dich dabei unterstützen.

Zu wenig Milch?

Wenn es darum geht, warum Mamas aufgehört haben zu stillen, hört man oft, dass sie zu wenig Milch hatten. Viele Stillberaterinnen und Still-Verfechterinnen im Internet tun das mittlerweile (teilweise sehr unfreundlich) ab und sagen, dass fast jede Mama genug Milch produzieren kann.

Gängige Tipps um die Milchbildung anzuregen, sind dann das Kind sehr oft anzulegen, Stilltee zu trinken und die Brust vor dem Stillen zu erwärmen (um den Milchfluss überhaupt in Gang zu bringen).

Die Unsicherheit

Und ja, wenn man sich Erhebungen ansieht, dann haben nur wenige Mamas zu wenig Milch. ABER entgegen einiger anderer Meinungen denke ich nicht, dass viele Frauen das als Ausrede benutzen um nicht zu stillen, sondern vielmehr, dass es ein Ausdruck der Unsicherheit ist, die wir als Mamas alle durchmachen.

Bekommt mein Kind wirklich genügend Nährstoffe?
Entwickelt sich mein Kind (alters-)gerecht?
Biete ich ihm wirklich alles, was es braucht?

In unserer modernen Welt wissen wir eigentlich immer genau, was wir wann wo gegessen haben. Wie viel Milch ein Baby aus der Brust trinkt, ist jedoch unergründlich. Wie viele Nährstoffe diese Milch enthält umso mehr.

Auch ich habe mir diese Sorgen gemacht. Unser Sohn ist sehr schmal für sein Alter und noch heute frage ich mich manchmal, ob er nicht von Flaschennahrung profitiert hätte. Aber beim Stillen müssen wir (wie auch bei vielen anderen Dingen, die unsere Babys betreffen) genau solche Gedanken loslassen. Uns davon nicht verrückt machen lassen.

Vertrau auf dich und deinen Körper!

Sprich mit deiner Hebamme über deine Bedenken. Und letztendlich: Triff die Entscheidung, mit der du dich wohl fühlst. Nicht weil du dich dazu genötigt fühlst. Nicht weil du unsicher bist.

Schmerzen

Und zu guter Letzt ein Wort zu Schmerzen beim Stillen: Nein, stillen tut nicht unbedingt weh.

Für manche ist es angenehm.
Für manche unangenehm.
Für manche ist es einfach ungewohnt.
Und manchen tut es weh.

Zu welcher Gruppe du gehörst, wirst du erst erfahren, wenn du es ausprobierst. Und nein, man muss nicht monatelang Schmerzen ertragen. Gute Stillberaterinnen können in den meisten Fällen sehr gut helfen – und falls nicht: Es ist absolut gut auf sich zu achten. Und wenn man die Schmerzen nicht aushält, dann ist ein Fläschchen eine wundervolle Alternative!

Stillen ist Liebe – Fläschchen geben aber auch!

Noch mehr Artikel zu dem Thema findest du zum Beispiel hier:

Bloggermumofthreeboys – Flaschenkinder – ich stille nicht

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