Wie viel Spielzeug brauchen Kinder wirklich und wie findet man das richtige?

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Nele Hillebrandt

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Eigentlich wissen wir es doch alle: Mehr ist nicht immer besser. Ich geb’s ja zu, ich selber halt mich da nicht so richtig dran (ohhhh, diese Schuhe MUSS ich haben… Die sind soo viel schöner als die 37658 Paare, die ich schon habe!) aber genau darum ist es wichtig, sich das immer mal wieder klar zu machen.

Denn wenn wir mal ganz ehrlich sind: Wie viele Paar Schuhe stehen ungetragen im Schrank? Welche Dinge machen uns das Leben eher schwer, weil sie eigentlich überflüssig sind? Wo fängt zu viel Krams an uns zu belasten? Uns die Freiheit zu rauben?

Kindern geht es bei Spielzeug ähnlich. Wenn sie zu viel besitzen, dann sind sie überfordert. Spielen nicht ausgiebig mit einem Teil, sondern „wandern“ ruhelos von einem zum Nächsten. Dabei bleibt aber das intensive, total versunkene Spielen schnell mal auf der Strecke.

Was viele intuitiv ahnen, das haben Wissenschaftler nun genauer untersuchen und konnten unser Bauchgefühl mit Zahlen und Daten untermalen: Kinder, die weniger Spielzeug in ihrer direkten Umgebung haben, spielen tatsächlich länger mit diesem.

Wenn ich mich bei uns so umschauen, dann haben wir hier wahnsinnig viel Spielzeug rumliegen. Müsste ich schätzen, dann würde ich sagen so an die 50. Laut der Studie sind das deutlich zu viele (in der Studie wurde 4 gegen 16 Spielzeuge verglichen).

Was also tun?

4 Wege um zu viel Spielzeug zu vermeiden

Ok, auf 4 Spielzeuge würde ich hier nun auch nicht reduzieren. Und generell glaube ich nicht, dass man hier eine feste Zahl vorgeben sollte: Auch hier sollten wir die Individualität unserer Kinder akzeptieren. Für mich heißt das: Beobachten. Welches Spielzeug wird hier viel genutzt, welches kaum, welches gar nicht. In welchen Situationen spielt mein Kind am besten.

Und dementsprechend handeln. Dabei muss man Spielzeug nicht direkt aussortieren und verkaufen, es gibt noch einige andere tolle Möglichkeiten:

Spielzeug rotieren lassen

Eine Möglichkeit für weniger Spielzeug zu sorgen ist, dass man die meisten Spielsachen in einen Schrank räumt und nur ausgewählte offen zum Spielen liegen lässt. Wenn man merkt, dass das Kind das Interesse an einem oder mehreren der offenen Spielzeuge verliert, dann tauscht man diese aus. So gibt es kein Überangebot und man kann dem Kind öfter mal „neue“ Spielzeuge geben.

Der Vorteil: es ist alles noch da und man muss nicht direkt entscheiden, was komplett weg kann. Wenn das Kind nach einem bestimmten Spielzeug verlangt, kann man dieses einfach wieder aus dem Schrank holen.

Aussortieren

Besonders im ersten Jahr sind viele Spielzeuge nur für ein bestimmtes Alter interessant. Es gibt sicherlich Eltern, die solche Spielzeuge zeitnah aussortieren, ich gehöre aber definitiv nicht dazu. Sollte ich aber. Denn jede Babyrassel, die hier rumliegt, ist eine Ablenkung. Also werde ich mir einen Tag nehmen, um die Spielsachen mal richtig auszusortieren.

Bedenken sollte man hier allerdings das Alter der Kinder: Je älter sie werden, desto stärker sollte man sie bei solchen Aktionen mit einbeziehen. Und zur Not Alternativen bereit halten, wenn das Kind partout nichts aussortieren will („Ok, wenn du nichts weggeben magst, dann lass uns doch erstmal die Sachen, mit denen du nicht mehr spielst in diese Kiste räumen. Wenn wir dann das nächste Mal aussortieren, kannst du schauen, was du wirklich nicht mehr brauchst und was du behalten möchtest.“) Auch uns fällt es schließlich manchmal nicht leicht loszulassen und unseren Kindern geht es ganz genau so.

Tauschen statt neukaufen

Wer schon viel Spielzeug hat, der sollte eigentlich kein Neues mehr dazu kaufen müssen. Klar, manchmal haben Kinder Wünsche, manchmal ändern sich Interessen und manchmal möchten wir unserem Kind auch einfach nur eine Freude machen.
Ideal ist es da, wenn man im Freundeskreis Spielzeuge tauschen kann. So bekommen Kinder (eventuell auch nur auf Zeit) mal ganz andere Spielzeuge, ohne dass sich der häusliche Spielzeug-Pool noch weiter vergrößert.

Geschenkeflut eindämmen

Geburtstag, Weihnachten und immer mehr auch Ostern führen dazu, dass sich Spielzeugbestände im Haus über Nacht drastisch vergrößern. Dem kann man etwas entgegen wirken, indem man verschiedene Absprachen trifft. Dies kann sein, dass man gemeinsam ein großes Geschenk für das Kind kauft oder einige Kleine und den Rest des Geldes in ein Sparschwein steckt.

Man kann auch vor dem Fest gemeinsam mit dem Kind einige alte Spielzeuge aussortieren, um sie dann an Kinder in Not zu spenden (z. B. Weihnachten im Schuhkarton) oder auf einem Flohmarkt zu verkaufen.

Wie findet man das richtige Spielzeug?

Manchmal stellt man bei solchen „Entrümpelungs-Aktionen“ auch plötzlich fest, dass das Kind nur sehr, sehr wenige der Spielzeuge wirklich benutzt. Dafür merkt man, dass großes Interesse an anderen Themen besteht, zu denen man bisher nichts hat. Es kann auch durchaus sein, dass man merkt, dass die bisherige Spiezeugauswahl gar nicht mehr dem Alter entspricht. In solchen Fällen sollte man gezielt neues (oder neues gebrauchtes 😉 ) Spiezeug besorgen. Dabei sollte man folgende Punkte beachten;

Klasse statt Masse

Es empfiehlt sich lieber ein qualitativ hochwertiges Spielzeug zu kaufen als 10 billige. Im ersten Moment mag die Freude über 10 Teile größer sein, wenn diese aber der Reihe nach kaputt gehen und bald nicht mehr zum Spielen geeignet sind, ist das für Kinder sehr frustrierend.

Dabei ist es nicht unbedingt wichtig, dass alles Spielzeug aus Holz und „pädagogisch wertvoll“ erscheint: Auch mit einem einfachen Plastikspiezeug können Kinder lange und ausgibig spielen, wenn es ihren Interessen entspricht.

Wir halten uns bei der Auswahl von Spielzeug an folgende Kriterien:

  • Es muss ein CE Zeichen haben (ansonsten: Finger weg!)
  • Es sollte ein GS-Zeichen haben
  • Gut zur Orientierung: „Spiel gut“-Siegel (nicht notwendig aber Spielzeug das es hat, ist besonders empfehlenswert)
  • Eigene Empfindungen: Spielzeug riecht nicht unangenehm, fühlt sich gut an, ist altersangemessen und sicher
  • Für Textilien: Textiles Vertrauen, Öko Tex 100 oder sogar GOTS

Falls du noch ein paar Inspirationen für passendes Spielzeug suchst, wir haben zusammengefasst, was unsere Lieblinge für die verschiedenen Altersstufen waren:

Das Kind beobachten und fragen

Gutes Spielzeug passt zum Kind. Es animiert das Kind dazu sich mit ihm zu beschäftigen und bietet im Idealfall die (Lern-) Erfahrung, die das Kind gerade braucht. Um solches Spielzeug zu finden, ist es wichtig das Kind zu beobachten und es auch in die Entscheidung einzubeziehen. Im Gespräch erfahren wir noch viel mehr über die Gedanken unseres Kindes.

Wenn die Wünsche unserer Kinder nicht erfüllt werden können (oder wir es einfach nicht wollen), sollte dies jedoch ebenfalls mit dem Kind besprochen werden. In der Regel sind Kinder viel kooperativer als wir annehmen, wenn wir ihnen Alternativen anbieten, unsere Entscheidung sinnvoll begründen und dem Kind nicht das Gefühl vermitteln, dass es einfach übergangen wird.

Für die Entscheidungsfindung sind Kataloge hilfreicher als ein Besuch im Spielzeuggeschäft. Hier wird das Kind von all den Reizen und Informationen völlig überflutet und wird wahrscheinlich nicht in der Lage sein all diese Reize sinnvoll zu filtern und auszuwerten. Ein Katalog mit Spielzeug kann hingegen Zuhause liegen und gemeinsam kann man sich bestimmte Seiten ansehen. Etwas ältere Kinder können selbstständig ausschneiden was sie sich wünschen und diese Schnipsel auf ein Blatt Papier kleben.

Bei sich selbst anfangen

Und letztendlich ist es beim Spielzeug wie mit allen Sachen: Wir sind die Vorbilder.

Wenn wir unseren Kindern vermitteln wollen, dass zu viel Spielzeug uns nicht gut tut, dann müssen wir (wohl oder übel) als gutes Vorbild voran gehen. Regelmäßiges Aussortieren wird auch uns gut tun. Und wenn unsere Kinder sehen, wie wir unseren Schrank aussortieren, dann werden sie sicherlich selber motivierter das bei ihrem ebenfalls zu tun.

Für mich muss es dabei nicht gleich Minimalismus sein – viele meiner Besitztümer schätze ich sehr und auch wenn nicht alle „nützlich“ sind, ich liebe sie und will mich nicht von ihnen trennen. Ich habe deshalb einen Weg für mich gefunden, mit dem ich mich wohl fühle: Ich sortiere aus, was ich nicht brauche oder was mich nicht glücklich macht.

Und nun gehe ich wohl mal weiter aussortieren 😉

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