Den perfekten Babynamen finden – 3 psychologische Effekte, die man kennen sollte

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Nele Hillebrandt

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Einen Babynamen finden und auszusuchen ist wahrlich nicht leicht! Denn ein Name ist in unserer Gesellschaft viel mehr als nur ein Name: Mit ihm verbinden wir verschiedene Assoziationen und es gibt sogar Theorien, die behaupten, dass der Name den Charakter des Kindes beeinflussen würde. Ob das stimmt oder nicht, kann ich nicht sagen, klar ist aber, dass bei der Namenssuche für das Baby einiges bedacht werden sollte. Ich habe die interessantesten psychologischen Effekte zusammengetragen, die man kennen sollte, wenn man nach einem Namen für sein Kind sucht.

1. Der Rosenthaleffekt

Der Rosenthaleffekt ist wohl der wichtigste Effekt, wenn es darum geht den perfekten Babynamen zu finden. Der Rosenthaleffekt beschreibt einen Erwartungseffekt in der Psychologie. Im täglichen Leben zeigt sich dieser Effekt dann, wenn wir bestimmte Erwartungen an eine Person haben, diese Person darum anders behandeln und sich unsere Erwartung dadurch erfüllt. In der Schule kann ein solcher Erwartungseffekt besonders fatal sein: Wenn ein Lehrer etwa von einem Schüler eine schlechte Leistung erwartet, traut er diesem generell weniger zu und ist seinen Leistungen gegenüber kritischer eingestellt. Dies kann dazu führen, dass der betreffende Schüler sich tatsächlich verschlechtert und die Erwartung des Lehrers somit erfüllt. Umgekehrt ist es natürlich auch möglich, dass ein Lehrer hohe Erwartungen an einen Schüler stellt, diesen Schüler aufgrund dieser Erwartung anders behandelt und sich seine Erwartung allein dadurch erfüllt.

Mit Babynamen hat das zutun, da Lehrer (so wie alle anderen Menschen auch) mit verschiedenen Vornamen verschiedene Dinge verbinden (im Klartext: Sie haben Voruteile gegenüber bestimmten Namen). In einer Online-Umfrage, an der 2.000 Lehrer teilnahmen, sollten diese Namen nennen, die sie mit dem Adjektiv „verhaltensauffällig“ verbinden. Die Lehrer sollten einfach die Namen nennen, die ihnen dazu spontan einfielen, sie konnten nicht aus einer bestehenden Liste wählen. Schon bei dieser Aufgabe zeigte sich, dass die Namen Kevin (von 54,4% genannt) und Justin (von 21,0% genannt) unter Lehrern übermäßig stark negativ behaftet sind. Namen wie Hannah oder Jakob werden unter Lehrern hingegen mit Adjektiven wie „Leistungsstark“ belegt. Wenn ich nun einen Babynamen finden möchte, der meinem Kind später nicht das Leben unnötig schwer macht, sollte ich mir tatsächlich Gedanken darüber machen, was man mit bestimmten Vornamen verbindet.

Natürlich bedeutet dies nicht, dass ein Justin in seinem Leben nichts erreichen wird, es lässt aber die Vermutung zu, dass er es einfacher hätte, wenn er stattdessen Jakob hieße.

2. Der Primacy-Effekt

Dieser Effekt beschreibt die Tendenz, dass Informationen über eine Person, die wir zeitlich früher erhalten, bei der sozialen Wahrnehmung dieser Person stärker gewichtet werden. Wenn man nun davon ausgeht, dass der Name mit eine der ersten Informationen ist, die wir über andere Personen erhalten, bedeutet dies, dass unser Name eine große Rolle dabei spielt, wie andere Menschen uns wahrnehmen. Auch hier ist wieder von Bedeutung, welche Gedanken die andere Person mit meinem Namen verbindet.

Dieser Effekt kann ganz gut hergenommen werden, wenn wir erklären wollen, warum es manchmal schwierig ist einen unerwarteten Namen mit einer Person in Einklang zu bringen. So ist es bei unter 25-jährigen eher unüblich „Karl“ zu heißen. Lerne ich nun aber einen 21-jährigen Karl kennen, der gerne Motorrad fährt, in die Disco geht und Fußball spielt, so muss ich mein Bild, dass ich von einem „Karl“ habe, ändern. Oft entstehen in solchen Situationen Spitznamen, die in speziellen Kreisen (zum Beispiel dem Freundeskreis) gar den eigentlichen Namen komplett ersetzen.

3. Der Trickle-Down-Effekt

Auch die Annahme, dass wir Namen frei nach unserem Gusto wählen, scheint allein die Tatsache zu widerlegen, dass bestimmte Namen in bestimmten Zeiten überzufällig häufig vergeben werden (die berühmten Top 10). Über die Zeit hinweg verändert sich diese Liste nur unmerklich, wenn man die Entwicklung langfristiger beobachtet, sieht man jedoch, das vormals beliebte Namen irgendwann langsam aber kontinuierlich absteigen und dafür andere Namen auf die Spitzenpositionen vorrücken. Diese Phänomen scheint dadurch zu entstehen, dass bestimmte Namen zu einem Zeitpunk in der oberen Bevölkerungsschicht beliebt werden und diese sich dann im Verlauf der nächsten Jahre immer mehr in der Bevölkerung verbreiten.

Georg Simmel gab diesem Phänomen den Namen „trickel-down“ (von herunter tröpfeln) und sieht die Ursache dieses Effekts in vorherrschenden Distinktions- und Imitationsprozessen. Diese werden gesteuert durch die Bedürfnisse nach Sicherheit und Orientierung, sowie Individualität und Besonderheit. Bei der Namensgebung muss genau zwischen diesen Bedürfnissen ein Gleichgewicht hergestellt werden, was sich oft als recht schwierig erweist. So will man auf der einen Seiten zwar nicht, dass das eigene Kind so heißt, wie 10 andere Klassenkameraden, auf der anderen Seite haben genau diese beliebten Namen eine besondere Anziehungskraft und wirken besonders positiv. Denn wenn ein König seinen Erben mit diesem Namen besieht, dann sollte der doch auch meinem Kind gut stehen.

Was bedeutet das konkret wenn ich den perfekten Babynamen finden will?

Die beiden ersten psychologischen Effekte basieren darauf, dass wir unterschiedliche Assoziationen zu verschiedenen Namen haben. Erstaunlich ist, dass diese Assoziationen für einen Teil der Namen zwischen verschiedenen Menschen recht ähnlich sind – dass es also viele Menschen gibt, die mit „Justin“ verhaltensauffällig und mit „Hannah“ leistungsstark verbinden. Man sollte also besonders darauf achten, Namen zu wählen, die entweder positiv besetzt sind oder Namen, bei denen die Assoziationen zwischen Menschen eher unterschiedlich sind. Bei letzterer Gruppe handelt es sich meist um Namen, die weniger bekannt sind und bei denen die Assoziationen auf Erfahrungen mit einzelnen Personen beruhen, wodurch sich das Bild von Person zu Person stark unterscheiden kann.

Der Trickle-Down-Effekt bezieht sich hingegen weniger darauf wie wir Namen wahrnehmen, sondern eher darauf, wie sich bestimmte Namen verbreiten und warum. Auch dieser Effekt sollte von Eltern bedacht werden, da er die Namenswahl stark beeinflusst.

Literatur:
Hauser, S. (2011). Vornamen und Vorurteile-Wie Namen unser Leben beeinflussen.
Kaiser, A. (2010). Vornamen: Nomen est omen? Vorerwartungen und Vorurteile in der Grundschule. Schulverwaltung. Zeitschrift für Schulleitung und Schulaufsicht, 21(2), 58-59.
Parkinson, B. (2007). Soziale Wahrnehmung und Attribution. In K. Jonas, W. Stroebe & M. Hewstone (Hrsg.), Sozialpsychologie. Eine Einführung (S. 69-110). Heidelberg: Springer Medizin Verlag.

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